Rasseportrait

Rasseportrait

„Das ist aber ein großer Spitz“, mit dieser Aussage werden Samojedenbesitzer oft konfrontiert. Die Antwort lautet dann immer: “Nein, das ist ein Samojede!“

Mit dem Spitz hat der Samojede so gar nichts zu tun. Dass diese Rasse zu den Schlittenhunden gehört, ahnen viele Menschen. Ein mittelgroßer, eleganter, weißer Hund, der den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen, gepaart mit Charme, vermittelt. Das dichte, üppige Haarkleid mit der über dem Rücken getragenen Rute, verrät seine Herkunft. Diese weißen Hunde wurden schon Ende des 17. Jahrhunderts in Reiseberichten als treue Begleiter des Samojedenvolkes beschrieben. Dieses lebte als Nomaden zwischen den Flüssen Ural und Jenissey in den unwirtlichsten Gegenden Russlands. Der Name der Hunde war dort Bjelkers, das bedeutet: weiße Hunde, die weiß gebären.

Auf diesen Hund konnten sich die Menschen dort verlassen. In den Zelten aus Tierhäuten und Holz wärmten die Hunde die Kinder. Die Samojedenfrauen fertigten aus der ausgekämmten Wolle Decken und Kleidung. Den Männern waren die Hunde treue Gefährten beim Hüten der Rentiere. Verließ der Stamm einen Lagerplatz, so zogen die Hunde die Schlitten mit den Zelten und anderen Habseligkeiten über weite Distanzen zum nächsten geeigneten Platz. In dieser eisigen Gegend, wo Temperaturen bis minus 50 Grad keine Seltenheit sind, waren die Menschen auf ihre Hunde angewiesen um zu überleben. Und die Bjelkers wussten, dass sie von den Menschen keine Unterstützung im Kampf mit der rauen Natur zu erwarten hatten und sie auf sich gestellt waren. Sie waren robust und agierten selbständig.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts verließ der erste Bjelker diese Gegend.

Ein Mitglied der Royal Zoological Society in England brachte seiner Frau von einer Expedition einen bisquitfarbenen Rüden mit. Sein Name war Sabarka, abgeleitet von der russischen Rassebezeichnung Samoiedskaia Sabaka = Samojedenhund.

Mit weiteren importierten Hunden begann in England die Samojedenzucht. Mr und Mrs Kilburn – Scott gründeten den ersten „Samojeden – Zwinger“ unter dem Namen „of Farningham“. Im Jahre 1909 legte Scott dem British Kennel Club = KC die erste Rassebeschreibung vor. Kurz darauf gründete er die „Samoyed Association“. Dieser Samojedenclub existiert heute noch in England. Von hier aus eroberten die Samojeden die ganze Welt.

In den USA wurde die Rasse 1913 anerkannt und der „Samoyed Club Of America“ gegründet.

In Deutschland begann die Zucht erst Ende der sechziger Jahre. 1968 wurde der Deutsche Club für Nordische Hunde, DCNH, gegründet. Dieser Club ist dem VDH angeschlossen und vom FCI geschützt. In deutschen Zuchtstätten werden jährlich weniger als 100 Samojedenwelpen geboren. Deshalb gehört der Samojede in Deutschland zu den seltenen Rassen. In England dagegen werden jedes Jahr ca 2500 Welpen geboren. Der Samojede eroberte in relativ kurzer Zeit die ganze Welt. Auch in Südeuropa, ja sogar auf dem afrikanischen Kontinent werden Samojeden gezüchtet. Dank des weißen Haarkleides kommen sie mit allen klimatischen Gegebenheiten bestens zurecht.

Im FCI Rassestandard wird der Samojede als mittelgroßer, eleganter, weißer Hund beschrieben. Bisquit- oder cremefarbene Abzeichen dürfen sein, solange die Hauptfarbe weiß bleibt.

Der leuchtend, reinweiße Samojede ist bei Züchtern, Besitzern und Zuchtrichtern bevorzugt. Für die Erhaltung der schwarzen Pigmentierung von Lefzen, Lidrändern und Nasenspiegel ist die Einbeziehung der bisquitfarbenen Hunde in die Zucht unerlässlich.

Der Samojede hat ein doppeltes Haarkleid. Es besteht aus sehr weicher, feiner Unterwolle und dem langen festeren, bei Rüden harschem Deckhaar.  Außerdem trägt der erwachsene Rüde eine Mähne um Hals und Schultern. Diese verleiht ihm eine majestätische Würde. Das Haarkleid der Hündin ist oft kürzer und in der Textur weicher.

Das üppige Fell des Samojeden sollte abstehend sein, also nicht kraftlos nach unten fallen. An den Beinen und im Gesicht ist das Fell kürzer. Die kleinen, seitlich angesetzten, dicken, dreieckigen,Ohren sind dicht behaart und stehen aufrecht.

An der Rückseite der Oberschenkel befindet sich wieder üppiges Fell, die sogenannte Hose. Eine dichtbehaarte Rute wird zur Seite gebogen, über dem Rücken getragen.

Der Kopf ist kräftig und keilförmig. Die dunkelbraunen Augen sind mandelförmig und schräg eingesetzt. Der Ausdruck der Augen ist freundlich, intelligent, aufmerksam und „lächelnd“. Diesen Ausdruck vermitteln auch die in einer sanften Kurve nach oben gezogenen Lefzenwinkel. Daher kommt das sogenannte „Samojedenlächeln“. Die Lefzen des Samojeden sind straff anliegend, schwarz und ziemlich fleischig. Der Fang ist kräftig und tief, ungefähr von gleicher Länge wie der Oberkopf, weder spitz und flach, noch schwer und quadratisch. Der Nasenrücken ist gerade. Der Stop ist deutlich, jedoch nicht zu ausgeprägt.

Schwarz und gut entwickelt sollte der Nasenspiegel sein, ebenso die Lidränder. Bei älteren Hunden, vor allem bei Rüden ist im Winter die sogenannte Schneenase erlaubt.

Der Hals ist kräftig, mittellang und wird stolz getragen. Knochenbau und Bemuskelung sind kräftig.

Die am Widerrist gemessene Größe ist bei Rüden 57 ± 3 cm und bei Hündinnen 54 ± 3 cm. Die Körperlänge übertrifft die Widerristhöhe um nur 5%.

Das Verhalten des Samojeden ist freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit gering ausgeprägtem Jagdinstinkt, keinesfalls scheu oder aggressiv, sehr gesellig und als Wachhund ungeeignet. So lautet die Beschreibung im Rassestandart des Samojeden.

Schon der erste Kontakt zu einem Samojeden verzaubert jeden. Das sanfte Lächeln steckt an und die leuchtend weiße Fellfarbe lädt zum näheren Kennenlernen ein. Geselligkeit gehört zu den fast menschlichen Eigenschaften. Steckt man ihn in einen Zwinger, so verkümmert er und verliert sein Lächeln. Ist dieser Hund Familienmitglied wird sein ruhiges ausgeglichenen Verhalten auch seine Menschen friedlich stimmen. Auf seine ganz eigene Art verständigt sich der weiße Hund mit uns Menschen. In seiner einzigartigen Mimik und mit gurrenden Lauten scheint er tatsächlich zu sprechen.

Manchen erscheint das weiße Haarkleid als sehr pflegeaufwendig. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall. Wird der Hund regelmäßig gepflegt, reicht in der Woche etwa eine Stunde bürsten und kämmen. Dabei ist besonders darauf zu achten, mit dem Kamm die Unterwolle nach oben zu ziehen. Diese aufgerichtete Unterwolle bildet das „Gerüst“ für das lange Deckhaar. Nun sieht der Samojede richtig voluminös aus. Nach einem ausgedehnten Spaziergang im herbstlichen Schmuddelwetter schüttelt sich der Weiße kräftig. Während der Ruhephase danach, trocknet er und der Schmutz bröselt ab. Kehren oder Saugen des Bodens ist danach die ganze Arbeit. Der Samojede ist wieder weiß. Das Fell scheint selbstreinigend zu sein. Im Fellwechsel, bei Hündinnen nach der Läufigkeit, sollte man schon jeden Tag das lose Haar auskämmen. Das verschafft der Haut Belüftung und die Massage der Haut regt das Wachstum neuen Haares zusätzlich an.

Viele Menschen halten den kastrierten Hund, egal ob Rüde oder Hündin, für normal. Im Gegenteil, die Kastration am gesunden Tier, also ohne medizinische Indikation ist vollkommen überflüssig. Diese Operation greift massiv in den Hormonhaushalt ein. Dadurch wird das Haarkleid sehr fettig und zieht den Schmutz magnetisch an. Außerdem findet kein Fellwechsel mehr statt.

Die Kastration wird of empfohlen, wenn Erziehung nicht stattfindet oder stattfand. Dies ist keine Lösung.

Unsere Samojeden sind so überaus intelligente Hunde, die neugierig alles kennenlernen wollen. Diese Eigenschaft nützen wir zur Erziehung. Konsequentes Verhalten unsererseits bringt schon den Welpen auf die rechte Bahn. Zuglos an der Leine laufen, bei Fuß ohne Leine oder Fahrradfahren sind die leichtesten Übungen. Der Samojede lernt leicht und willig. Auf Grund ihrer großen Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit werden sie zu Therapiehunden,- helfern und Blindenführhunden ausgebildet. Seine absolute Aggressionslosigkeit und Gelassenheit sind die Basis dafür. Der weiße Hund braucht eine Aufgabe – geistig oder körperlich. 20 km Bewegung am Tag sind für einen Samojeden nicht zwingend notwendig um ihn auszulasten. Er schätzt die Kopfarbeit genauso. Liebend gern geht er auf den Hundesportplatz zum Agility. Für diesen geselligen Hund ist dabei sein alles, beim Spaziergang, Gartenarbeit oder dem Fernsehabend. Der Samojede, ursprünglich ein Arbeitshund in Schnee und Eis, hat sich in unsere Herzen geschlichen und so einen festen Platz als zuverlässigen, wesensfesten und aggressionslosen Familienbegleithund erobert.